Freitag, 13. April 2012

"Und immer wieder die Zeit - Einstein's Dreams" von Alan Lightman

Klappentext: Einstein träumt. Der junge Patentexperte, der seine Abhandlung zur Relativitätstheorie so gut wie fertiggestellt hat - wir schreiben das Jahr 1905, und Einsteins Schreibtisch steht damals noch irn Berner Patentamt -, läßt den Kopf auf den Arm sinken und träumt von Wirklichkeiten, in denen die Zeit ihre gewohnten Bahnen verläßt, neue, ungewohnte Formen annimmt, verschwindet, springt, sich dehnt, rückwärts läuft oder sich auch gemäß unerhörter theoretischer Vorgaben bewegt.
Was wäre, wenn? Wenn die Menschen versuchten, der Zeit ein Schnippchen zu schlagen und sich Bewegung und Raum zunutze zu machen, um sie so etwas langsamer ablaufen zu lassen. Wie sähe die Welt dann wohl aus? Nicht wissenschaftlich, sondern träumend ersinnt Einstein seine Welten - phantastisch und immer mit traumgleicher Leichtigkeit. Die Zeit schlüpft in alle möglichen Rollen, und das Ergebnis ist jedesmal ein völlig anderes: eine Welt ohne Zukunft, mit zerstückelter, sich verschiebender Zeit, mit einer Zeit, die ein Vogel ist. Eine Qualität, statt eine Quantität.
Dreißig Träume läßt Alain Lightman Einstein träumen, und mit jedem einzelnen gelingt ihm ein intellektuelles Spiel, das uns die eigene Welt in einem neuen, weiseren Licht sehen läßt. Ein Kleinod, vergleichbar nur mit ltalo Calvinos "die unsichtbaren Städte" , ein literarisches Pendant zu Stephen Hawkings "Eine kurze Geschichte der Zeit" .

Meine Meinung: Phantastisch.
Viel mehr gibt es eigentlich gar nicht zu sagen. Denn dies ist nicht ein Buch, welches man in drei Stunden gelesen hat. Es geht auch gar nicht darum. Vielmehr ist es ein Buch, das man immer wieder einmal zur Hand nimmt und einen Traum liest. Jeder dieser Träume ist auf seine Weise etwas ganz anderes und doch sind sie alle unglaublich intellektuell und durchdacht. Sie reissen einen mit und regen an, darüber nachzudenken, sie weiterzuspinnen. Und manchmal sind sie auch einfach nur komisch und lustig. Aber sie sind wundervoll.

Zitat: "Es gibt einen Ort an dem die Zeit still steht. Regentropfen hängen in der Luft. Uhrpendel schweben in halben Schwung. Hunde heben die Schnauze in stummen Geheul. (…) Nähert sich ein Reisender diesem Ort aus beliebiger Richtung, so verlangsamen sich seine Bewegungen mehr und mehr. Die Abstände seines Herzschlages werden größer, seine Atmung wird langsamer, seine Temperatur sinkt, seine Gedanken lassen nach, bis er das leblose Zentrum erreicht und erstarrt. Denn dies ist der Mittelpunkt der Zeit."

2 Kommentare:

  1. Ein super Buch um sich zu verkriechen. Die Ziet steht still, wenn man es liest. Es ist ein Geheimtipp für jene, dei nicht ein Buch nach dem andern verschlingen. Man kann es nicht an einem Stück lesen. Dazu ist es viel zu gut, zu tiefgründig. Lieber lese ich es Häpchen für Häpchen und geniesse die Süsse, die Weisheit und versinke in den schönen Bildern von Bern.

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  2. Wie recht du hast! Der Roman lässt sich auch problemlos mehrmals lesen. Die Gassen der Berner Altstadt finde ich übrigens immer noch toll, auch wenn sich wohl viel verändert hat, seitdem Einstein darin herumgewandelt ist. Danke für deinen Beitrag!

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